Dörpstour „Alte Schule“
Die Geschichte der Schule in Noer reicht bis ins Jahr 1729 zurück. Damals ließ Joachim von Brockdorff, der Gutsherr von Noer, die erste Schule rechts vom heutigen Lindhof errichten. In den folgenden Jahrzehnten lehrten dort verschiedene Lehrkräfte, darunter Asmus Eggers (1740), Abel Schröders (1741) und Detlef Friedrich Möller (1768–1798). Später folgten C. Bonn (1798–1803) und Herr Jewe (1803–1843). Als die Schule in ein neues Gebäude verlegt wurde, zog Lehrer Jewe mit um.
1851 wurde das Schulgebäude erneut verlegt, da der Lindhof zu einem Meierhof umfunktioniert wurde. Die Schule fand daraufhin im sogenannten Sattlerhaus eine neue Heimat. Lehrer Josias Leisner nutzte das Gebäude sowohl als Schulstube als auch als Wohnhaus. Nach einem verheerenden Brand wurde jedoch auf Anordnung von Gräfin Carmelita ein neues Schulgebäude am heutigen Standort errichtet, das schließlich am 2. Oktober 1883 eingeweiht wurde.
Das neue Schulgebäude bestand aus einem einzigen Klassenraum, in dem zu Beginn bis zu 38 Kinder Platz fanden. Die Toiletten lagen abseits des Gebäudes, was für damalige Verhältnisse nicht ungewöhnlich war. In den folgenden Jahrzehnten wechselten die Lehrer mehrfach. Zu den bekannten Schulleitern gehörten unter anderem Rudolf Heinrich Petersen (1887–1888), Heinrich August Freese (1892–1904), Franz Gustav Havekost (1904–1917) und Heinrich Markus Schultze (1917–1929).
Die Kriegsjahre rund um dem zweiten Weltkrieg stellten eine besondere Herausforderung dar: Hans Friedrich Storjohann, der die Schule von 1934 bis 1969 leitete, wurde zum Militärdienst eingezogen und war anschließend in britischer Gefangenschaft. Verschiedene Zeitzeugen berichten, dass Storjohann einer der letzten war, der entlassen wurde, da er aufgrund seiner Englischkenntnisse eingesetzt wurde, um für andere Kriegsgefangene Entlassungspapiere vorzubereiten. In dieser Zeit wurde die Vertretung sowohl von Herrn Pev, der in der oberen Etage des Lehrerhauses wohnte als auch von Herrn Eggers, der zum Unterricht stets mit dem Fahrrad aus Eckernförde kam, übernommen. Quellen des Dorfarchiv belegen, dass Hans Friedrich Storjohann vor seinem Militärdienst auch den Unterricht für die Schule in Krusendorf mit Einschränkungen übernehmen musste, da der dortige Lehrer bereits einberufen wurde. Ab 1945 soll, laut Zeitzeugen, auch Frau Gerstenberger in der Schule in Noer unterrichtet haben. Sie selbst kam durch Flucht nach Schleswig-Holstein, wie zu der Zeit auch viele weitere Familien, weshalb der Unterricht in der Schule zu diesem Zeitpunkt auch vor- und nachmittags stattgefunden hat. 1948 kehrte Lehrer Storjohann nach Noer zurück und übernahm wieder das Lehramt.
Durch das kontinuierliche Anwachsen der Schülerzahl, wurden 1953 ein zweiter Klassenraum sowie moderne WC-Anlagen hinzugefügt. In den 1950er und 1960er Jahren erfolgte zudem eine schrittweise Erweiterung der Schule, darunter auch der Anbau des heutigen Tafelzimmers. In diesem schuf der Maler Carl Lambertz um 1953 ein Wandbild, direkt über der Schultafel, das den Ortsteil Lindhöft darstellt. Jahre später signierte der Künstler dieses Wandbild nachträglich. 1950/1951 wurde bereits das sogenannte Spritzenhaus in Lindhöft ergänzt. Mit der Gründung des Schulverbands Osdorf/Noer im Jahr 1966 zeichnete sich jedoch das Ende der Schule in Noer ab. Lehrer Storjohann wurde 1969 pensioniert, und im Sommer 1970 wurde die Schule endgültig geschlossen. Die verbliebenen 18 Schüler wechselten zur Schule nach Osdorf.
Trotz der Schließung blieb das Schulgebäude weiterhin in Nutzung: 1974 übernahm der Noer-Lindhöfter Sportverein das Gebäude und baute mit viel Eigeninitiative eine Sporthalle an. Seitdem dient das Gebäude als Dorfgemeinschaftshaus und wird für verschiedene Aktivitäten genutzt. Hier finden seit mehr als 50 Jahren sportliche Angebote darunter Kinderturnen, Angeln, Gymnastik, Tischtennis sowie (Luftgewehr-) Sportschützen statt. Außerdem ist es ein wichtiger Treffpunkt für Versammlungen, Feste und Veranstaltungen.
Durch eine umfassende energetische Sanierung und Kernsanierung hat sich das Erscheinungsbild der alten Schule bis heute stark verändert. Nur noch der Bereich vor dem heutigen Eingang lässt erahnen, wie das Gebäude einst aussah. Dennoch bleibt die alte Schule ein bedeutendes Stück der Ortsgeschichte von Noer.

Ansicht Schule, 1917, (c) Archiv Gemeinde Noer/ Lindhöft

Lindhöfter Schule, 1883, (c) Archiv Gemeinde Noer/ Lindhöft

Schulklasse mit der Lehrerin Frau Gerstenberger, ca. 1951 – 1953, (c) Archiv Gemeinde Noer/ Lindhöft

Kinderfest der Schule mit Lehrer Storjohann und Lehrerinn Gerstenberger (links im Bild), ca. 1951 – 1954, (c) Archiv Gemeinde Noer/ Lindhöft

Grundriss der Schule mit Erweiterungsbau (re.), ab. 1953, (c) Archiv Gemeinde Noer/ Lindhöft

Lindhöfter Schule, 1953, (c) Archiv Gemeinde Noer/ Lindhöft

Schule von 1953 – 1970 (c) Archiv Gemeinde Noer/ Lindhöft
Christa Großkopf zum Schulweg, 2024, (c) Christa Großkopf
Christa Großkopf Alte Schule, 2024, (c) Christa Großkopf