Dörpstour „Lindhof“

1851-1939: Gründung als Meierhof und Verpachtung
Der Lindhof, heute Versuchsgut für Ökologischen Landbau der Christian-Albrechts-Universität Kiel (CAU), hat eine wechselvolle Geschichte. 1851 wurde er im Gebiet des Gutes Noer als Meierhof auf dem ehemaligen Gelände der ersten beiden Lindhöfter Schulen neu angelegt und später mit neun Feldschlägen verpachtet. Pachtverträge regelten die gewöhnlichen Arbeiten und zusätzlichen Verpflichtungen, die die Pächter innehatten, z. B. Knickpflege und Unterhalt von Wegstrecken. Ab 1919 war Günther Bülau Pächter des Lindhofes.

1939-1945: Hinrich Lohse, Gauleiter in Schleswig-Holstein, kauft den Lindhof und vertreibt den bisherigen Pächter
Hinrich Lohse, von 1925-1945 Gauleiter in Schleswig-Holstein und ab 1941 an der Spitze der Zivilverwaltung des Reichskommissariats Ostland, hatte 1939 ein Auge auf den Lindhof geworfen. Dafür musste er den Pächter loswerden. Nachdem sich der Ortsbauernführer Hammerich weigerte, Günther Bülau für nicht bauernfähig erklären zu lassen, wurde er abgesetzt. Der neue Ortsbauernführer erledigte dies, so dass der Weg für Lohse frei war. Sein Bruder Hans Lohse übernahm unter ähnlichen Umständen die Hufenstelle I in Lindhöft, in der Gemeinde bekannt als Lohse-Hof.
Lohse ließ den Altbestand abreißen und errichtete von 1939-1941 einen neuen Hof im „idealnordischen Stil“ (Quelle: Sabine Mues und Peter Schoß, 2006). Das Hauptgebäude wird vom Denkmalschutz wie folgt beschrieben: „Das Gutshaus ist ein breitgelagerter, achtachsiger Backsteinbau mit breitem Steilgiebel über vier Achsen auf der Hofseite, asymmetrisch seitlich ein erkerartiger Eckstanderker in blockhausartiger Weise, erbaut 1939 – 41“ (Quelle: Peter Schoß, 2020).

Lohse nutzte den Lindhof für die politische Kontaktpflege und richtete z. B. Kreisleitertreffen auf dem Gut aus. Ein Kreisleiter der NSDAP, zugleich Landwirt aus Füsing, überlieferte dem Altbürgermeister der Gemeinde Noer, Erwin Thomsen, eine Geschichte, wie Lohse den Kauf des Lindhofes finanzieren konnte. Der Kreisleiter habe Lohse danach gefragt und bekam als Antwort, dass Erich Koch, Gauleiter aus Ostpreußen, mit einer sogenannten „Erich-Koch-Spende“, aufgelegt für den guten Zweck, nachgeholfen hätte (Quelle: Sabine Mues und Peter Schoß, 2006).

1945-heute: Wechselvolle Nachkriegszeit und Versuchsgut für die CAU
Gerd von Rosenstiel, der mit seiner Familie aus Großbelow im Kreis Demmin (Vorpommern) geflohen war, verwaltete das zuerst durch die Engländer besetzte Gut bis zu seinem Tod 1952. Ende 1946/Anfang 1947 zog die Diederichsenstiftung (Altenheim) aus Eckernförde auf dem Lindhof ein und blieb dort bis Ende 1949.

1948 wurde der Lindhof an die Agrarfakultät der CAU übergeben und ist seitdem Versuchsgut. Die wechselnden Forschungsschwerpunkte gingen dabei einher mit Entwicklungen innerhalb der Landwirtschaft. Ging es zunächst bei den durchgeführten Versuchen um Produktivitätssteigerungen mithilfe von fortschrittlichen Landmaschinen, entwickelte der Lehrstuhl Angewandte Landwirtschaftliche Betriebslehre unter der wissenschaftlichen Leitung von Prof. Blohm das Gut ab 1953 zu einem klassischen Gemischtbetrieb mit Milchviehhaltung weiter. Prof. Langbehn führte in den 1970er Jahren eine spezialisierte, hochintensive Rindermast ein. In den 1990ern erfolgte, nachdem das gesellschaftliche Interesse am ökologischen Landbau spürbar zunahm, eine schrittweise Umstellung auf den Ökologischen Landbau unter Prof. Taube vom Institut für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, der seit 1997 die wissenschaftliche Leitung des Lindhofs innehatte. Langjährige Verwalterin des Lindhofs ist seit 1991 Sabine Mues, die dieses Amt von ihrem Vater Peter Rhades übernahm (Quelle: Sabine Mues – Peter Schoß, 2006).

Neben der regionalen Rasse Angler Sattelschwein werden auf dem Gut Kühe der Rasse Jersey gehalten. Das Gut ist Mitglied bei Naturland und Bioland. Ein Pächter vermarktet im Direktvertrieb in einem Hofladen neben den Produkten vom Lindhof ein Naturkostsortiment. Die interessierte Öffentlichkeit kann sich im Rahmen von Führungen über die aktuellen Forschungsarbeiten des Betriebs informieren. Zudem gibt es seit 2012 ein Vermittlungskonzept, das das Thema Umwelterziehung an Schulen vor Ort umsetzt (Quelle: Geschichte des Versuchsgutes Lindhof, 2025).

Seit dem 01. Juli 2023 hat Frau Prof. Dr. Uta Dickhöfer (Institut für Tierernährung und Stoffwechselphysiologie, CAU) die wissenschaftliche Leitung des Lindhofs übernommen.

Literatur

  • Sabine Mues – Peter Schoß: Der Lindhof: Geschichte und Gegenwart, in: Jahrbuch der Heimatgemeinschaft Eckernförde, 64. Jg. (2006), S. 139 – 152.
  • Peter Schoß: Die Geschichte der Gemeinde entlang der alten Landstraße. Ein Spaziergang von der Aschauer Brücke nach Noer. Archiv der Gemeinde Noer, 2. erweiterte Auflage August 2020.
  • Geschichte des Versuchsgutes Lindhof, online in: https://www.lindhof.uni-kiel.de/de/geschichte (Stand: 05.01.2025).

Blick vom Feld auf den Lindhof, Jahr unbekannt, (c) unbekannt

Luftansicht des Lindhof, ca. 1945/46, (c) unbekannt

Luftaufnahme es Lindhof, ca. 1968, (c) unbekannt

Lindhof digital, 2000, (c) unbekannt

Zeitungsartikel zum Hoffest, 2000, (c) unbekannt

Fotografie der Vorzugsmilch, 2006, (c) unbekannt